Samstag, 22. Dezember 2012

Wahlanalyse Niedersachsen: Ein kleines Statistik-Experiment (3) - Der Faktor Mensch

Vor einigen Tagen hatte ich die grobe Methodik meiner Wahlanalyse für die Landtagswahl in Niedersachsen vorgestellt. Ziel ist es, in zumindest 80% aller Wahlkreisen den korrekten Sieger im vorhinein zu benennen - allein auf Grundlage bereits vorhandener demoskopischer Daten. Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor bei diesem Unterfangen stellt der Kandidat des jeweiligen Wahlkreises dar. Sehr schön können Sie das an diesen beiden Beispielen erkennen: 

Im Wahlkreis 20 (Holzminden) lag bei der Wahl 2008 das Ergebnis des CDU-Kandidaten Schünemann rund 12,5 Prozentpunkte über dem Zweitstimmenergebnis der CDU im selben Wahlkreis. Schünemann konnte den größten absoluten Vorsprung aller Direktkandidaten gegenüber dem Zweistimmenergebnis ihres jeweiligen Wahlkreises erzielen - ein echter Stimmenmagnet! Durch diesen persönlichen Stimmgewinn konnte der Wahlkreis sicher bei der CDU gehalten werden.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Mit offenen Karten: Energie-Supermacht Kanada

In der aktuellen Folge von "Mit offenen Karten" steht Kanada im Fokus. Das Land besitzt bedeutende Ölsand- und Schiefergasvorkommen, welche die konventionellen Vorkommen des Landes mengenmäßig um ein Vielfaches übersteigen. Kanada wird in naher Zukunft zu einer der bedeutendsten Energieexportnationen der Erde aufsteigen.


Zur Sendung selbst habe ich einige kleine Ergänzungen. Für Deutschland bedeutet diese Entwicklung die weitere Chance zur Diversifikation seiner Erdöl- und Erdgasexporte. Neben Norwegen, Großbritannien und vor allem Russland würde mit Kanada (und wohl auch den USA) bald ein weiteres, geopolitisch deutlich sichereres und stabileres Bezugsland für Deutschland auf den Plan treten. Die Kombination aus hohen Reserven und der ausgezeichneten politischen Stabilität hebt Kanada deutlich von anderen Energieexportländern ab. Deutschland täte gut daran, hier nicht den Anschluss zu verlieren.

Und ein weiteres Detail fällt bei Betrachtung der Sendung auf: Internationale Abkommen und Verträge sind in einer anarchischen Staatenwelt nicht das Papier wert, auf das sie gedruckt wurden. Sie sind damit für die langfristige Analyse geopolitischer Entwicklungen absolut vernachlässigbar. Kanadas plötzlicher Ausstieg aus dem Kyoto-Protokoll ist hierfür der beste Beweis.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Wahlanalyse Niedersachsen: Ein kleines Statistik-Experiment (2) - Alles auf Null?

Vor zwei Tagen hatte ich ihnen im ersten Artikel zur Niedersachsenwahl an gleicher Stelle eine Karte der Wahlergebnisse zur Landtagswahl 2008 gezeigt. Dabei konnten Sie sehen, mit welchem deutlichem Vorsprung die CDU damals die SPD in der Erststimme hinter sich lassen konnte, das Bundesland war bis auf wenige Ausnahmen praktisch schwarz - vergleichbar mit Hessen oder Thüringen. Dies ist insofern interessant, als Niedersachsen bis vor wenigen Jahren neben Nordrhein-Westfalen im Westen als Hochburg der Sozialdemokratie galt. SPD-Größen wie Gerhard Schröder oder Sigmar Gabriel waren hier Ministerpräsident, die CDU verlor bereits 1990 ihre Hausmacht, acht Jahre vor dem Ende der Ära Kohl. Vor diesem Hintergrund ist der schnelle politische Wandel, den das Land nach langen Jahren sozialdemokratischer Regierungstätigkeit vollzogen hat, bemerkenswert - bis hin zur oben erwähnten CDU-Dominanz in der Wahlkreiskarte.

Montag, 17. Dezember 2012

Nachrichtenüberblick 17.12.2012

  • "Deutschland kauft sich bei Rüstungskonzern ein" (Handelsblatt)
  • "400 Soldaten in die Türkei: Kabinett beschließt Einsatz von Patriot-Raketen" (Handelsblatt)
  • "The World's most powerfull people" --> Merkel auf Platz zwei (Forbes)
  • "Israel: Merkel und Netanjahu sind 'einig über Uneinigkeit'" (Die Welt)
  • "Britains future: Goodbye Europe" (The Economist)
  • "Migration nach Deutschland: Forscher erwarten Millionen Einwanderer" (Der Spiegel)
  • "Geopolitical weekly: The Israeli Periphery" (Stratfor)
  • "Syrien-Krieg: Nato glaub an raschen Kollaps des Assad-Regimes" (Der Spiegel)
  • "Euro-Krise: Griechen und Spanier kaufen massiv deutsche Immobilien" (Der Spiegel)
  • "Rüstungsexporte: Diese Länder kaufen deutsche Waffen" (FTD)
  • Referendum in Ägypten: Woher kommen die 'Ja'-Stimmen?" (Zettels Raum)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Wahlanalyse Niedersachsen: Ein kleines Statistik-Experiment

Als vor wenigen Wochen der Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu Ende ging, gab es neben Barack Obama noch einen weiteren Sieg - wenn man so will war es ein Sieg der Zahlen, demographischen Daten und Statistiken über die Berechenbarkeit der amerikanischen Wähler. Unumstrittener Sieger auf diesem Feld der Demoskopie ist wohl ohne Zweifel Nate Silver, ein amerikanischer Ökonom, Statistiker und Wahlforscher aus Michigan. Er konnte durch die Wahlanalyse in seinem vielzitierten Blog FiveThirtyEight nicht nur den nächsten Präsidenten der USA korrekt benennen, sonder auch den Wahlausgang in allen 50 Bundesstaaten korrekt vorhersagen - in einem Wahlkampf, der seit dem Duell Bush/Gore nicht mehr so knapp und spannend wurde. Wie war das möglich? Und warum misslingt in Deutschland häufig der Versuch einer korrekten Prognose?

Dienstag, 11. Dezember 2012

Nachtrag: Ansichten zum deutschen Rüstungsexport (2)

Wenige Tage zuvor konnten Sie hier den ersten Teil meiner Bewertung der vermehrten Rüstungsexporte in den arabischen Raum einsehen. Darin vertrat ich die These, dass autokratische Regime nicht per se von deutschen Waffenlieferungen ausgeschlossen werden sollten, da diese Frage zu entscheidend für die Ausgestaltung deutscher Interessen ist, um sie einer moralisierenden Politikdoktrin zu überlassen. Im zweiten Teil will ich näher darauf eingehen, welche deutschen Interessen hinter diesen Paradigmenwechsel der Bundesregierung stehen und welche Rolle Israel hierbei einnimmt.

Freitag, 7. Dezember 2012

Nachtrag: Ansichten zum deutschen Rüstungsexport (1)

Vor zwei Tagen hatte ich hier eine kleine Auswertung des deutschen Rüstungsexports vorgenommen, in dem ich zu dem Schluss gelangte, dass der Export in Staaten der arabischen Welt gegenüber dem Vorjahr stark zugenommen hatte, während die Rüstungsausfuhren in europäische Länder rückläufig waren. Guter Journalismus sollte Meinung und Bericht klar voneinander trennen, daher beschränkte ich mich zunächst auf die Darstellung der Fakten und enthielt ich mich einer Bewertung. Diese will ich nun mit diesem Artikel nachreichen.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Auswertung Rüstungsexportbericht 2011

Der am 14.11. 2012 im Kabinett gebilligte "Bericht der Bundesregierung über über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahr 2011" (kurz Rüstungsexportbericht) ist seit wenigen Tagen im Netz verfügbar. Im Gegensatz zum Vorjahresbericht werden diesmal unter der Rubrik "Wichtige Bestimmungsländer" die Top 20 Empfängerländer deutscher Rüstungsgüter nach dem Beschaffungswert ihrer Erwerbungen in Mio. Euro aufgelistet.

    Die Ergebnisse des Berichts habe ich in dieser Karte grafisch aufbereitet:

Montag, 3. Dezember 2012

Nachrichtenüberblick 03.12.2012

  • "Zeitenwende: China kauft Europa auf" (Handelsblatt)
  • "Deutsche Arbeitskosten wachsen schneller" (Die Welt)
  • "Erdogan träumt von einem neuen Reich der Osmanen" (Die Welt)
  • "Spanish politics: A setback on the path to what seems the promised land" (Economist)
  • "Rüstungsexporte: Deutschland beliefert Israel massiv mit Waffen" (Handelsblatt)
  • "Regierungskonsultation: Berlin hält an Partnerschaft mit Moskau fest" (FAZ)
  • "VW-Erfolg in Russland: Folkswagen für Putin" (Der Spiegel)
  • "Staatsschuldenkrise: Niederlande wollen Euro-Ausstiegsklausel (FAZ)
  • "Afghanistan: Die Bundeswehr gibt ihren gefährlichsten Stützpunkt auf" (FAZ)
  • "Rüstungsdeal: Saudi-Arabien will erneut deutsche Panzer kaufen" (Der Spiegel)
  • "Euro-Rettung bindet Deutschland an einen Leichnam" (Handelsblatt)
  • "Hat Morsi zu hoch gepokert? Das Militär scheint nicht mitzuspielen" (Zettels Raum)

Montag, 26. November 2012

Deutschland in Europa: Geopolitische Aspekte der Euro-Krise

Deutschland findet sich zurzeit in einer bemerkenswert starken geopolitischen Position wieder, einer Position, welche die Eliten ironischerweise niemals aktiv angestrebt hatten.  Die amerikanische Frage: "Who do I call, if I want to call Europe?" scheint gegenwärtig beantwortet, man ruft Deutschland an, besser gesagt die Bundeskanzlerin. Doch welche Ursachen stehen hinter dieser starken geopolitischen Aufwertung Deutschlands, und welche Rolle spielt dabei die Euro-Krise?

Montag, 19. November 2012

Mit offenen Karten: Austritt aus der EU?

Heute beschäftigt sich die geopolitische Sendung "Mit offenen Karten" auf ARTE mit der Thematik des EU-Austritts bestimmter Mitgliedsstaaten. Dabei wird vieles von dem wiederholt, was seit Beginn der Eurokrise vielen inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte. Die Sendung nimmt traditionell eine sehr pro-europäische Position ein, versucht jedoch weitgehend ausgeglichen die jeweiligen Vor- und Nachteile eines Euro- bzw. EU-Austritts zusammenzufassen.

Nachrichtenüberblick 19.11.2012

  • "Die Holländer sollten mehr Deutsch reden" (Die Welt)
  • "Deutschland könnte eine echte Macht sein" (FAZ)
  • Kriegswaffenexportbericht 2011: Mehr Rüstungsgüter für arabische Länder (Spiegel)
  • Berlin hält an Partnerschaft mit Moskau fest (FAZ)
  • Siemens verkauft 700 E-Loks nach Russland (Spiegel)
  • Merkel in Moskau: Die Frau Bundeskanzlerin ist für uns ein absolutes Vorbild (Die Welt)
  • Bundeswehr steht vbor NATO-EInsatz in der Türkei (Die Welt)
  • Stratfor update on Gaza, Israel and Hezbollah (ZeroHedge)
  • Die Vorgeschichte der jetzigen Eskalation in Gaza begann im Sudan (Zettels Raum)
  • France an the euro: The time-bomb at the heart of europe (The Economist)

Donnerstag, 15. November 2012

Demographie: Zuwanderung nach Deutschland weiter steigend

Laut Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden stieg im 1. Halbjahr 2012 die Zuwanderung nach Deutschland um  rund 15%. Gleichzeitig nahm die Abwanderung nur um rund 6% zu. Dadurch ergab sich im 1. Halbjahr 2012 ein Zuwanderungssaldo von +182.000 Personen. Die Meldung im Wortlaut:

Im ersten Halbjahr 2012 sind nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 501 000 Personen nach Deutschland zugezogen. Das waren 66 000 Zuzüge mehr als im ersten Halbjahr 2011 (+ 15 %). Bereits im Jahr 2011 war die Zuwanderung deutlich angestiegen (+ 20 % gegenüber 2010). Gleichzeitig sind im ersten Halbjahr 2012 rund 318 000 Personen aus Deutschland fortgezogen (+ 6 %). Insgesamt hat sich dadurch der Wanderungssaldo von 135 000 auf 182 000 Personen erhöht (+ 35 %).

Mittwoch, 14. November 2012

Mit offenen Karten: Boliviens Traum vom Lithium



Jean-Christophe Victor berichtet in der neuen Ausgabe von "Mit offenen Karten" heute von Bolivien. Dabei geht es im Kern um dem Traum des Landes, durch seine angeblich vorhandenen Lithium-Vorkommen enormen Wohlstand zu generieren. Man setzt seitens Boliviens offenbar auf den antizipierten Bedarf im Bereich der Elektromobilität.

Dienstag, 13. November 2012

Die verspätete Nation

Beim stöbern im Netz bin ich auf ein exzellentes geopolitisches Video gestoßen. Zu sehen sind die administrativen Grenzen politischer Entitäten in Europa im Zeitverlauf.

Man erkennt hier deutlich, wie viel später sowohl Deutschland als auch Italien die politisch-territoriale Einigkeit erreichten. Während alte Nationen wie Frankreich, Großbritannien, Russland oder Spanien schon junderte von Jahren zuvor klare Zentralstaatlichkeit ausprägen konnten, gelang dies in Bezug auf Deutschland und Italien erst Mitte des 19. Jahrhunderts.

Dieser Charakter der "verspäteten Nationen" liefert eine zentrale Erklärung für nahezu alles, was im 20. Jahrhundert in Europa bald darauf geschehen würde.