Donnerstag, 15. November 2012

Demographie: Zuwanderung nach Deutschland weiter steigend

Laut Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden stieg im 1. Halbjahr 2012 die Zuwanderung nach Deutschland um  rund 15%. Gleichzeitig nahm die Abwanderung nur um rund 6% zu. Dadurch ergab sich im 1. Halbjahr 2012 ein Zuwanderungssaldo von +182.000 Personen. Die Meldung im Wortlaut:

Im ersten Halbjahr 2012 sind nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 501 000 Personen nach Deutschland zugezogen. Das waren 66 000 Zuzüge mehr als im ersten Halbjahr 2011 (+ 15 %). Bereits im Jahr 2011 war die Zuwanderung deutlich angestiegen (+ 20 % gegenüber 2010). Gleichzeitig sind im ersten Halbjahr 2012 rund 318 000 Personen aus Deutschland fortgezogen (+ 6 %). Insgesamt hat sich dadurch der Wanderungssaldo von 135 000 auf 182 000 Personen erhöht (+ 35 %).

Grund für die starke Zuwanderung sei laut Spiegel Online auch die schlechte wirtschaftliche Situation in den südlichen Staaten der Euro-Zone. Spiegel online schreibt:

Am stärksten stieg die Zahl der Zuwanderung aus den EU-Ländern: Hier kletterte der Wert um 24 Prozent auf 306.000. Dazu trugen vor allem die Migranten aus jenen Ländern bei, die von der Finanz- und Schuldenkrise besonders schwer betroffen sind. 

Diese Aussage ist falsch. Die im Artikel angesprochenen Zuwachszahlen aus Griechenland, Spanien und Portugal sind zwar beachtlich, können jedoch das große Zuwanderungsplus nur bedingt erklären, da die Zuwanderung aus diesen Ländern von einem wesentlich niedrigeren Niveau ausging. Wesentlich für die Erhöhung des Zuwanderungssaldos war die verstärkte Zuwanderung aus Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, also aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, und dem Baltikum. Auch die Zunahme der Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien liegt in absoluten Zahlen über der summierten Zuwanderungszunahme aus Griechenland, Spanien und Portugal. Noch einmal die Angaben des Statistischen Bundesamtes:

Die meisten ausländischen Zugezogenen stammten aus den Staaten der Europäischen Union (EU). Hier stieg die Zahl der Zuzüge um 24 % auf 306 000. Die meisten Zuwanderer stammten nach wie vor aus Polen (89 000). Auffällig war im ersten Halbjahr 2012 die starke Zunahme der Zuwanderung aus EU-Ländern, die von der Finanz- und Schuldenkrise besonders schwer betroffen sind: Aus Griechenland kamen 78 % mehr Einwanderer/-innen als im ersten Halbjahr 2011 (+ 6 900 Personen), aus Spanien 53 % (+ 3 900 Personen) sowie aus Portugal ebenfalls 53 % (+ 2 000 Personen). Aus den Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, stieg die Zuwanderung im ersten Halbjahr 2012 mit + 20 % auf 138 000 Zuzüge, dabei fiel der Anstieg für Ungarn mit + 46 % besonders hoch aus. Aus den Ländern, die 2007 der EU beigetreten sind, erhöhte sich die Zuwanderung um 24 % auf 88 000 Personen. 

Deutschland kann von dieser Zuwanderung im Zukunft nur profitieren. In den demographischen Annahmen des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerungsentwicklung ging man in der Vergangenheit von einem durchschnittlichen jährlichen Zuwanderungsplus von bestenfalls 200.000 Menschen aus. Diesen Saldo hat Deutschland gegenwärtig schon im ersten Halbjahr 2012 fast erreicht, es ist davon auszugehen, dass die Zuwanderung aufgrund der verschlechterten Arbeitsmarktsituation und der Verschlechterung der Wirtschaftslage in Europa auch im kommenden Halbjahr anhalten wird. Deutschland wird wohl 2012 einen Außenwanderungsaldo von deutlich über 300.000 Menschen aufweisen, davon ein erheblich größerer Teil aus der EU.

Diese Menschen sind geopolitisch ein echter Gewinn für das Land, da sie eine gute Ausbildung genossen haben und aufgrund ihrer europäischen Werte, niedrigerer religiöser Schranken und besserer Bildung wesentlich leichter in die deutsche Gesellschaft integriert werden können, als Menschen aus anderen Teilen der Erde. Deutschland täte gut daran alles zu unternehmen, damit diese Europäer in Zukunft hier eine neue Heimat finden.

Nachtrag: Als Anregung zum Thema Demographie finden sie in diesem Video die Ansichten des Soziologen Gunnar Heinsohn im Philosophischen Quartett. Es spricht dort auch die Ursachen der starken Zuwanderung aus Osteuropa an, die wir jetzt beobachten können. Deutschlands geographische Lage in Europa spielt hier eine entscheidende Rolle, auch, wenn Anhänger der critical geopolitics da wiedersprechen mögen.

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